Wie fühlst du dich in dieser Stadt? Favorite Places, Teil II
Gleich nach dem Ende der Workshopreihe mit einer Kunstvermittlerin und im Museum (MUMOK – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien) begannen wir die nächsten Einheiten in Favoriten, dem 10. Wiener Bezirk, mit derselben Gruppe Jugendlicher, mit denen wir zuvor gearbeitet hatten. Die Kooperation zwischen Spacelab, MUMOK und Stand 129 ging weiter, auch wenn nun der Fokus viel mehr auf dem Umfeld der Jugendlichen, dem 10. Bezirk, lag. Favoriten ist ein Bezirk am Rande von Wien mit wenigen kulturellen oder künstlerischen Räumen. Trotz seines Namens gehört der Bezirk nicht zu den Favoriten der Wiener_innen, sondern hat mit seinem schlechten Ruf zu kämpfen. Der Titel unseres Projektes – „Favorite Places“ – sollte dieses Vorurteil umdeuten.
In diesem Teil unseres Projektes fokussierten wir stark auf die Teilnehmer_innen selbst. Eines unserer Hauptziele war es, Bewusstsein für die Bedeutung von Kommunikation zu bilden und die Teilnehmer_innen im Prozess des Aufbauens von Beziehungen mit sich selbst, untereinander und mit der Gemeinschaft zu ermutigen. Unser Gesamtziel war es, Bewusstsein für Identitäten zu bilden: eine offene Plattform zu schaffen, mittels derer die Jugendlichen über ihre Gefühle, ihren Willen und ihre Wünsche reden können würden. Ein weiteres Ziel war das Erlernen und Benutzen konkreter Werkzeuge, wie dem sogenannten „teilnehmenden Videoschaffen“, der Arbeit mit Sounds und Klängen, sowie dem visuellen Erzählen. Und schließlich war es das Ziel, ein Video über Identitäten und Gefühle in der Stadt und dem Gebiet in dem sie leben aus ihrer Perspektive zu drehen.
Was ist der Raum, in dem wir uns in unserem täglichen Leben bewegen, und wie stehen wir in Beziehung zueinander? Um diese Fragen zu erforschen, verwendeten wir spezielle Techniken:
Stille Inszenierung: An diesem Tag besuchte uns die Kunstvermittlerin in Favoriten und grenzte für diese Übung im Workshop Raum einen Bereich mit einer weißen Linie ab und stellte zehn Objekte zur Verfügung. Eine/r nach dem/der anderen konnten die Teilnehmer_innen entweder 1) eines der Objekte in den Raum platzieren 2) eines der Objekte im Raum herumbewegen oder 3) eines der Objekte aus dem Raum herausnehmen. Jede/r Teilnehmer_in konnte immer nur eine Bewegung durchführen. Ohne zu sprechen wurde eine Geschichte entwickelt, und die Teilnehmer_innen reagierten auf die Handlungen die zuvor durchgeführt wurden.
In einem zweiten Schritt vergrößerten wir den Bereich und legten fest, dass jede/r im Raum zusammen mit den Objekten verwendet werden konnte. Mit denselben Regeln konnten die Teilnehmer_innen auch ihre Kolleg_innen inszenieren, sie im Raum platzieren, herumbewegen oder aus dem Bereich herausnehmen. Geräuschlos wurde der Raum verhandelt, und sie konnten ausprobieren wie weit es für sie angenehm war, andere in eine Position zu stellen; falls, wann, und von wem diese Plätze im Raum wieder von jemandem freigemacht wurden, der/die die Personen aus dem Raum herausnahm etc.
Öffentliche Inszenierung: Am Nachmittag wurden die Teilnehmer_innen an verschiedene Orte der Nachbarschaft geschickt, mit den sogenannten Body Maps (Körperkartografien) die sie selbst gemacht hatten, Masken, und einigen der Objekte der vorigen Übung (jede Gruppe erhielt eines der Objekte die wir verwendet hatten). Sie erhielten die Aufgabe, die Objekte zu inszenieren, ähnlich zu den Übungen am Morgen, aber im öffentlichen Raum. Sie erhielten Kameras, um ihre Handlungen aufzunehmen (sowohl Video- als auch Foto-). Die Orte waren: ein Park, ein Parkplatz vor einem Baumarkt, und eine Busstation. Die verschiedenen Ausgangssituationen führten zu interessanten Interpretationen und unterschiedlichen Ergebnissen.
Ein anderer sehr wichtiger und aufregender Teil des Projektes war der Haupt-Drehtag. In zwei Gruppen gingen wir in die Stadt, um zu filmen. Eine Gruppe war verantwortlich für die Interviews. Die andere war verantwortlich für das Filmen im öffentlichen Raum bzw. des öffentlichen Raums. Ausgestattet mit ihren Masken sollten sie Bildmaterial sammeln, das die Stimmung für den Film einfängt und Gefühle transportiert, in Ergänzung zu den Inhalten der Interviews.
Im öffentlichen Raum zu sein, während man filmt, ist immer eine Herausforderung für Jugendliche, und sie entwickeln dabei meist große Energie. Eine Gruppe entschied sich, Personen aus dem Bezirk zu interviewen und zu fragen „ob sie in Wien glücklich sind“. Die Jugendlichen waren recht mutig und offen dabei, Fremde auf der Straße zu interviewen. Die andere Gruppe, die sich selbst mit den Masken filmte um zusätzliches Material für das Video zu sammeln, war auch sehr mutig. Sie genossen es, an Orten die sie im täglichen Leben oft benutzen ohne sie wahrzunehmen vor der Kamera zu stehen. Diesmal verwendeten sie den Raum in einer anderen Rolle. Die Masken gaben ihnen die Freiheit, sich wie andere Personen auf der Straße zu bewegen, nahe bei Fremden, selbst fremd.
Die Filmproduktion wurde mittels der Methodologie des sogenannten „participatory videomaking“ durchgeführt, einer Methode die es einer Gruppe erleichtert ihr eigenes Video zu produzieren. Dabei ist es wichtig, die Entscheidungen immer von der Gruppe treffen zu lassen und sicherzustellen, dass das Video die Perspektive der Teilnehmer_innen auf ein bestimmtes Thema darstellt. Durch die Einführung von Video in diesen Workshops stellten wir sicher, dass die Jugendlichen am Thema interessiert blieben und auf ihre eigene Art und Weise daran arbeiteten. Video ist immer gut dazu, Leute anzuziehen, und – was auch sehr wichtig ist – die Resultate mit einer größeren Gemeinschaft zu teilen. Die Umgebung durch eine Kameralinse zu betrachten heißt immer, neue Perspektiven und Standpunkte zu bekommen.
Unsere Workshops fokussierten sehr auf die Teilnehmer_innen selbst, ihre Identität, ihre Perspektive auf sich selbst und ihre Umgebung, ihre Wünsche und Gefühle. Mit viel Körperarbeit kamen die Teilnehmer_innen dazu, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Mit Methoden wie dem kreativen Entwerfen ihrer Traumstadt erforschten wir Gemeinsamkeiten und Konzepte, die hinter dem Begriff „Stadt“ stehen, wobei Stadt nicht als starres Gebilde gedacht wird, sondern als Raum der durch die Personen, die ihn benutzen, erschaffen wird.
Schließlich endete die Erfahrung in einem Spaziergang durch den zehnten Bezirk zum Stand 129 am Viktor-Adler-Markt, wo wir unsere Gegenstände und visuelle Resultate des Projektes präsentierten, und in einer feierlichen Abschlussveranstaltung und Projektpräsentation im MUMOK Museum. Es war für uns ein stolzer Moment, die Fülle an Kunstwerken zu sehen, die wir alle zusammen geschaffen hatten und die nun in den „heiligen Hallen“ des Museums ausgestellt waren. Nun waren die Jugendlichen an der Reihe, ihre Arbeiten zu präsentieren und die Erstaufführung des Films, den sie produziert hatten, vor einem großen und interessierten Publikum vorzunehmen. Wie fühlst du dich jetzt in dieser Stadt?
Gleich nach dem Ende der Workshopreihe mit einer Kunstvermittlerin und im Museum (MUMOK – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien) begannen wir die nächsten Einheiten in Favoriten, dem 10. Wiener Bezirk, mit derselben Gruppe Jugendlicher, mit denen wir zuvor gearbeitet hatten. Die Kooperation zwischen Spacelab, MUMOK und Stand 129 ging weiter, auch wenn nun der Fokus viel mehr auf dem Umfeld der Jugendlichen, dem 10. Bezirk, lag. Favoriten ist ein Bezirk am Rande von Wien mit wenigen kulturellen oder künstlerischen Räumen. Trotz seines Namens gehört der Bezirk nicht zu den Favoriten der Wiener_innen, sondern hat mit seinem schlechten Ruf zu kämpfen. Der Titel unseres Projektes – „Favorite Places“ – sollte dieses Vorurteil umdeuten.
In diesem Teil unseres Projektes fokussierten wir stark auf die Teilnehmer_innen selbst. Eines unserer Hauptziele war es, Bewusstsein für die Bedeutung von Kommunikation zu bilden und die Teilnehmer_innen im Prozess des Aufbauens von Beziehungen mit sich selbst, untereinander und mit der Gemeinschaft zu ermutigen. Unser Gesamtziel war es, Bewusstsein für Identitäten zu bilden: eine offene Plattform zu schaffen, mittels derer die Jugendlichen über ihre Gefühle, ihren Willen und ihre Wünsche reden können würden. Ein weiteres Ziel war das Erlernen und Benutzen konkreter Werkzeuge, wie dem sogenannten „teilnehmenden Videoschaffen“, der Arbeit mit Sounds und Klängen, sowie dem visuellen Erzählen. Und schließlich war es das Ziel, ein Video über Identitäten und Gefühle in der Stadt und dem Gebiet in dem sie leben aus ihrer Perspektive zu drehen.
Was ist der Raum, in dem wir uns in unserem täglichen Leben bewegen, und wie stehen wir in Beziehung zueinander? Um diese Fragen zu erforschen, verwendeten wir spezielle Techniken:
Stille Inszenierung: An diesem Tag besuchte uns die Kunstvermittlerin in Favoriten und grenzte für diese Übung im Workshop Raum einen Bereich mit einer weißen Linie ab und stellte zehn Objekte zur Verfügung. Eine/r nach dem/der anderen konnten die Teilnehmer_innen entweder 1) eines der Objekte in den Raum platzieren 2) eines der Objekte im Raum herumbewegen oder 3) eines der Objekte aus dem Raum herausnehmen. Jede/r Teilnehmer_in konnte immer nur eine Bewegung durchführen. Ohne zu sprechen wurde eine Geschichte entwickelt, und die Teilnehmer_innen reagierten auf die Handlungen die zuvor durchgeführt wurden.
In einem zweiten Schritt vergrößerten wir den Bereich und legten fest, dass jede/r im Raum zusammen mit den Objekten verwendet werden konnte. Mit denselben Regeln konnten die Teilnehmer_innen auch ihre Kolleg_innen inszenieren, sie im Raum platzieren, herumbewegen oder aus dem Bereich herausnehmen. Geräuschlos wurde der Raum verhandelt, und sie konnten ausprobieren wie weit es für sie angenehm war, andere in eine Position zu stellen; falls, wann, und von wem diese Plätze im Raum wieder von jemandem freigemacht wurden, der/die die Personen aus dem Raum herausnahm etc.
Öffentliche Inszenierung: Am Nachmittag wurden die Teilnehmer_innen an verschiedene Orte der Nachbarschaft geschickt, mit den sogenannten Body Maps (Körperkartografien) die sie selbst gemacht hatten, Masken, und einigen der Objekte der vorigen Übung (jede Gruppe erhielt eines der Objekte die wir verwendet hatten). Sie erhielten die Aufgabe, die Objekte zu inszenieren, ähnlich zu den Übungen am Morgen, aber im öffentlichen Raum. Sie erhielten Kameras, um ihre Handlungen aufzunehmen (sowohl Video- als auch Foto-). Die Orte waren: ein Park, ein Parkplatz vor einem Baumarkt, und eine Busstation. Die verschiedenen Ausgangssituationen führten zu interessanten Interpretationen und unterschiedlichen Ergebnissen.
Ein anderer sehr wichtiger und aufregender Teil des Projektes war der Haupt-Drehtag. In zwei Gruppen gingen wir in die Stadt, um zu filmen. Eine Gruppe war verantwortlich für die Interviews. Die andere war verantwortlich für das Filmen im öffentlichen Raum bzw. des öffentlichen Raums. Ausgestattet mit ihren Masken sollten sie Bildmaterial sammeln, das die Stimmung für den Film einfängt und Gefühle transportiert, in Ergänzung zu den Inhalten der Interviews.
Im öffentlichen Raum zu sein, während man filmt, ist immer eine Herausforderung für Jugendliche, und sie entwickeln dabei meist große Energie. Eine Gruppe entschied sich, Personen aus dem Bezirk zu interviewen und zu fragen „ob sie in Wien glücklich sind“. Die Jugendlichen waren recht mutig und offen dabei, Fremde auf der Straße zu interviewen. Die andere Gruppe, die sich selbst mit den Masken filmte um zusätzliches Material für das Video zu sammeln, war auch sehr mutig. Sie genossen es, an Orten die sie im täglichen Leben oft benutzen ohne sie wahrzunehmen vor der Kamera zu stehen. Diesmal verwendeten sie den Raum in einer anderen Rolle. Die Masken gaben ihnen die Freiheit, sich wie andere Personen auf der Straße zu bewegen, nahe bei Fremden, selbst fremd.
Die Filmproduktion wurde mittels der Methodologie des sogenannten „participatory videomaking“ durchgeführt, einer Methode die es einer Gruppe erleichtert ihr eigenes Video zu produzieren. Dabei ist es wichtig, die Entscheidungen immer von der Gruppe treffen zu lassen und sicherzustellen, dass das Video die Perspektive der Teilnehmer_innen auf ein bestimmtes Thema darstellt. Durch die Einführung von Video in diesen Workshops stellten wir sicher, dass die Jugendlichen am Thema interessiert blieben und auf ihre eigene Art und Weise daran arbeiteten. Video ist immer gut dazu, Leute anzuziehen, und – was auch sehr wichtig ist – die Resultate mit einer größeren Gemeinschaft zu teilen. Die Umgebung durch eine Kameralinse zu betrachten heißt immer, neue Perspektiven und Standpunkte zu bekommen.
Unsere Workshops fokussierten sehr auf die Teilnehmer_innen selbst, ihre Identität, ihre Perspektive auf sich selbst und ihre Umgebung, ihre Wünsche und Gefühle. Mit viel Körperarbeit kamen die Teilnehmer_innen dazu, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Mit Methoden wie dem kreativen Entwerfen ihrer Traumstadt erforschten wir Gemeinsamkeiten und Konzepte, die hinter dem Begriff „Stadt“ stehen, wobei Stadt nicht als starres Gebilde gedacht wird, sondern als Raum der durch die Personen, die ihn benutzen, erschaffen wird.
Schließlich endete die Erfahrung in einem Spaziergang durch den zehnten Bezirk zum Stand 129 am Viktor-Adler-Markt, wo wir unsere Gegenstände und visuelle Resultate des Projektes präsentierten, und in einer feierlichen Abschlussveranstaltung und Projektpräsentation im MUMOK Museum. Es war für uns ein stolzer Moment, die Fülle an Kunstwerken zu sehen, die wir alle zusammen geschaffen hatten und die nun in den „heiligen Hallen“ des Museums ausgestellt waren. Nun waren die Jugendlichen an der Reihe, ihre Arbeiten zu präsentieren und die Erstaufführung des Films, den sie produziert hatten, vor einem großen und interessierten Publikum vorzunehmen. Wie fühlst du dich jetzt in dieser Stadt?